Dienstag, 5. April 2011

Periyar Wildlife Sanctuary, rumble in the jungle!

Von Kochi aus wollten wir ja, wie schon ueblich, den ganz normalen Fernbus der Regierungsfirma KSRTC nehmen, von Ernakulam aus. Als wir jedoch nach langer Tuktukfahrt am Busbahnhof ankamen, erfuhren wir von dem unfreundlichen Stationmaster, dass wir auf den naechsten Bus noch 2 Stunden warten muessten, waehrend die Sonne schon wieder ordentlich knallte und die Fahrt selbst auch mal mindestens 6 Stunden dauern sollte, durch bergige Serpentinen.



Wir warfen daher unsere Budgetplanung ueber den Haufen und leisteten uns einen Privatfahrer, der trotz intensivem Handel ( "we poor german students, backpacker") wohl das Geschaeft seines Lebens machte. Er brachte uns dann sofort und ohne auch nur einmal auf die Karte zu schauen in nur dreieinhalb Stunden in den Bergort Kumily, Ecke Thekkady, am Periyar Wildlife Sanctuary. Einen halben Tag gewonnen, sich viel Stress im Bus gespart, und dafuer allerdings 2700 Rupien geblecht....


In Kochi hatte uns ein altes franzoesisches Ehepaar den Tipp gegeben, in Thekkady im White House zu uebernachten, einem Homestay mit hervorragender Terrasse mit Dschungelblick. Und siehe da, kurz vor der Regenzeit sind wir sogar die einzigen Gaeste, kriegen fuer 700 Rupien, ca. 12 Euro, das schoenste Zimmer, und haben einen tollen Blick ins Gruen. Neben vielen Rindern haben wir auch schon Wildschweine und viele bunte Voegel vom Balkon aus gesehen. Hier oben in den Bergen ist es auch schon viel kuehler als unten im Flachland, und viel ruhiger, ganz toll.  Man wird nur alle 10 Meter angesprochen, ob es vielleicht ein wenig Tee oder Gewuerze sein duerften, hier hat jeder einen Laden, und verkauft eben Spices, Tee, indischen Kaffee oder Ausflugsfahrten.


Am ersten Tag gleich der Hoehepunkt: Wir hatten im Eco-Tourism-Office eine Tagestour gebucht, das BAMBOO-TREKKING, laut Aussage der schlaefrigen und unmotivierten Beamten mit viel Wandern und drei Stunden Flossfahrt durch den Park. Weil man mit dem nicht-motorisierten Boot leise am Ufer entlang gleite, sei die Sichtung toller wilder Tiere quasi zu erwarten :-) Und weil es so viele wilde Tiere gibt, kommen auch bewaffnete Ranger mit. Abenteuer wurde also versprochen!

So zogen wir dann also los, mit einer halben Stunde Verspaetung, zehn Touris, 5 Ranger, einer mit ner alten Schrotknarre, wie es aussah. Auf dem einstuendigen Spaziergang durch den Wald sahen wir schonmal viele Elefantenhaufen und -knochen, "two giant elefants were fighting here", wie der Chef-Ranger erlaeuterte. Mir kam zum ersten Mal der Verdacht, dass die Knochen doch fuer uns da aufbereitet lagen. Aber gut.

Wir kamen ans Floss, legten ab, fuhren 100 Meter, legten wieder an. Kaffeepause mit Keks und Banane. Die Touris hielten smalltalk, wir freundeten uns mit zwei Hessen an - wie klein ist die Welt. Der eine ist Produktmanager bei Alnatura und waehlt all das aus, was Sandra und ich in Kreuzberg immer lustvoll aus den Regalen unseres Biosupermarktes zerren! Wir diskutierten also ueber Arbeitsbedingungen und FairTrade, waehrend wir nach der Kaffeepause rund eine Stunde in Zeitlupentempo ueber den vor der Regenzeit ausgeduerrten See schlichen. Wir legten an. Mittagspause, Reis mit Zwiebel, ungeschaelte Bohnen. Dann wurden wir gezwungen, uns fast eine Stunde "auszuruhen", in den Wald durften wir nicht, "dangerous animal, very dangerous". Na klar, wir hatten bislang nicht ein Tier gesehen, ausser die bunten Kingfisher-Voegel.

Nach dem Ausruhen ging es dann zurueck, Wandern fiel halt aus, "this is no Trekking-Tour", sagte der andere Ranger laechelnd. Das aus langen Bambusstaemmen gefertigte Floss, das in der Mitte halb im Wasser hing, kaempfte sich gegen leichten Gegenwind in Richtung nach Hause. Die lustlosen Ranger paddelten so lahm, dass der eine Hesse dann selbst ruderte, so gemuetlich war es. Wir legten dann an, und waren eigentlich schon fast am Ende, als dann auf einmal Unruhe unter den Rangern ausbrach. Hastig spurteten drei der fuenf in verschiedene Richtungen, fingen an, sich mit Gesten und Tierlauten zu verstaendigen. Es seien grosse Tiere gesichtet worden, soviel verstanden wir. Ich persoenlich glaubte eher daran, dass uns kurz vor Ende nochmal etwas geboten werden sollte, so etwas wie Spannung. Doch dann geschah das Unerwartete: Wir hatten tatsaechlich eine Horde wilder Elefanten beim Abendessen aufgefunden! Die Ranger leiteten uns an, uns leise von der Seite in sicherer Entfernung vorbeizuschleichen, und dabei kurze Blicke zu werten und schnelle Photos zu schiessen.

Ich war der Dritte in der Reihe, Sandra irgendwo hinter mir. Grad hatte ich die Elefanten gut im Visier, da geschah es aber auch schon: Die Elefanten hatten uns gehoert, gerochen, oder einfach gespuert, egal, der groesste unter ihnen rannte spontan und wutentbrannt auf unsere Gruppe zu. Das riesige Tier, bestimmt 4 Tonnen schwer, setzte sich unglaublich schnell in Bewegung, ich und Sandra haetten nie gedacht, dass die so schnell rennen koennen! Das Bruellen des Elefanten klang angsteinfloessend dazu. Die Ranger schrien wild "run, run!", und der Chef-Ranger schoss mit seiner Flinte in die Luft, um das Tier zurueckzudraengen. (Sandra uebernimmt das Schreiben). Gut, dass der Ragner uns am Ende der Tour sagte, dass Ranger nie, auch nicht, wenn Touristen in Gefahr sind, ein Tier anschiessen wuerden. Eigentlich gut, aber wenn man dann um sein Leben rennt, wenn ein Viertonner es auf dich abgesehen hat, sieht man das dann doch etwas anders.



Wir rannten dann voller Angst in den dichter bewachsenen Teil des Dschungels. Wir rannten und rannten, ohne an irgendetwas zu denken. Viele von uns, auch Michi, trugen Blessuren davon, da es im Gestruepp Dornen und wer weiss was sonst noch alles gab, was einem beim Laufen behinderte. Michi hat jetzt am linken Arm irgendeinen Ausschlag. Muessen wir mal weiter beobachten. Was mich angeht, ich hatte die ganze Zeit panische Angst, da man von weitem zwei unserer Ranger Gebete bruellen und den Elefanten troeten hoerte waehrend wir ziellos durch den Wald rannten. Wir mussten zu allem Ueberfluss wieder zurueck auf die freie Flaeche, um zum Camp zurueck zu kommen, also wieder auf das Terrain der Elefanten. Wenn man um sein Leben rennt, wirkt die Angst vorm Fliegen fasst laecherlich. Aber unsere Ranger haben es geschafft, den Elefanten zurueckgedraengt und uns sicher weiter zurueckgeleitet. Das war auch das erste Mal fuer den Ranger mit dem Gewehr, dass er angegriffen wurde. Die Erklaerung war, dass die Elefantenmutter ihre Babys beschuetzen wollte und zudem noch hungrig war. Wir sind in ihr Terrain eingedrungen und von daher selbst schuld.

Auf dem Rueckweg hatten wir nicht mehr die Ruhe, um die schoene Landschaft, die im Sonnenuntergangslicht getaucht war, und die weiteren seltenen Tiere zu geniessen. Alle hatten einen schnellen Laufschritt drauf und wollten nur ins rettende Camp. Im Camp angekommen, waren die beiden Englaenderinnen zutiefts betruebt, weil sie dachten, der Elefant waere von den Schuessen getroffen worden und laege im Sterben. Doch alles Friede, Freude, Eierkuchen :-) Auf dem Bild unsere stolzen Helden nach der Rückkehr ins Camp.
Wir haben zwar Elefanten gesehen, doch nicht so wie wir es uns vorgestellt hatten. Ich moechte auch nicht sagen, dass sich der Trip doch gelohnt hat am Ende, aber diese Safari wird mir immer im Gedaechtnis bleiben.

Abends sind wir noch mit den beiden Deutschen und der Amerikanerin essen gegangen und Dank eines Tips vom Kellner konnten wir sogar Bier kaufen und im Restaurant trinken. Die Bar war ein schwarzes Loch, abgedunkelt und schwer zu finden. Wie schon mal geschrieben, ist Alkoholgenuss gesellschaftlich nicht gut angesehen und deswegen findet alles im Dunkeln statt. Nach diesem Tag war uns das aber egal!

Die naechsten Tage verliefen ruhiger. (Michi) Am zweiten Tag besuchten wir "Big Baby Sebastian", einen alten Inder mit eigenem Organic Spice Garden, der uns zwei Stunden lang alle seine exotischen Gewuerze zeigte und kosten und raten liess.

Da wuchsen Kakao, wilder Pfeffer, Kaffee, Ingwer, Kardamom, Cucurma, Zimt, alle Sorten Minze und vieles mehr. Ausserdem eine suesse junge Ziege, in die ich mich unsterblich verliebte.... die hätte ich am liebsten gleich mitgenommen!





Tag drei, und auch der letzte Tag hier oben in den Bergen, verbrachten wir auf einer tollen Teeplantage auf rauhen Berghaengen ausserhalb der Stadt. Gestern waren wir schon in einer alten Teefabrik, die unter europaischen Qualitaets- und Gesundheitsgedanken glatt durchgefallen waere. Tee ist hier in der Gegend seit Jahrhunderten Grundlage des Lebens und der Wirtschaft.

Hier in der Gegend wird Assam und Darjeeling produziert, als Pulvertee....  aber nur für den heimischen Markt in Indien, wie uns in der Fabrik erzählt wurde. Beim Anblick der antiquierten Fließbänder, die in Deutschland jedes Museum für mittelalterliche Handwerkskunst geschmückt hätten, und sicherlich bei Hygienekontrollen sofort abgestellt worden wären, vielleicht gar nicht schlecht ;-) Vor den Toren der Fabrik, als wir während eines einsetzenden Regenschauers die Wartezeit auf den Bus mit einem frischen Chaitee aus lokaler Produktion genossen, waren wir dann aber doch von der Qualität und Intensität des Getränks überzeugt.


So, wir packen dann gleich unsere Sachen, fahren morgen (dann wieder mit dem Bus) nach Thiruvananthapuram und fliegen dann uebermorgen fuer 7 Tage auf die Malediven! Juhuuu! Wir sind schon ganz aufgeregt, freuen uns unglaublich und haben noch keine Unterkunft. Ein junger Malediver, der in der Hauptstadt Male wohnt und den wir letztens in Berlin auf der ITB getroffen haben, will uns aber helfen, eine nette kleine Insel zu finden, wo wir Tauchen koennen, wird also schon werden.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr zwei Elefantenflüchter!

    Das hätte ich ja zu gern gesehen, wie Sandra vor der Elefantenmutterkuh weg rennt....Zum Glück ist nichts passiert. Freu mich Euch am Samstag wiederzusehen!

    Dicken Knutscha und liebe Grüße aus dem sonnigen Mittelrheintal!!!

    Sylvie

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